Quelle: Festschrift zum 125jährigen Jubiläum der TGO (1985)
Um 1848
Schon vor der Gründung des eigentlichen Vereins existiert in Obertshausen (das damals ca. 700 Einwohner hatte) eine kleine Gruppe aus Jungen und Männern, die sich zwanglos zu einer Turnbruderschaft zusammenfinden. Diese entsteht vor allem durch die Popularität des „Turnvaters“ Friedrich Ludwig Jahn, der das Turnen eng mit politischen Zielen verknüpft. So nehmen auch Heinrich Winter und Mayer Schönmann von der Obertshausener Turnbruderschaft 1848 an der „Nationalen Kundgebung zur Vereinheitlichung aller deutschen Gaue und Länder“ in der Frankfurter Paulskirche teil. Man will aus der freien Bruderschaft eine bindende Gemeinschaft bilden und dem Turnverband beitreten. Dies wurde allerdings durch allgemeine „Turnsperren“ verhindert.
1860
Nach Aufhebung der Turnsperre wird in der Gastwirtschaft „Grüner Baum“ in der Kirchstraße eine feste Gemeinschaft mit der Bezeichnung „Turngemeinde 1860 Obertshausen“ gegründet, die aus 37 ausschließlich männlichen Mitglieder besteht.
1862-1879
1862 kann die erste Bannerweihe begangen werden. Diese zählt damals zu den ältesten Fahnen der Deutschen Turnerschaft und wird auf allen Turnfesten als Symbol alter Tradition zur Schau gestellt. Trotz schlechter finanzieller Verhältnisse kann der Turnbetrieb bis 1879 aufrecht erhalten werden. Neben Leibesübungen gehört auch das gesellige Zusammensein dazu, das den Alttag „volkstümlich“ gestalten soll. Genau diese Bestrebungen stehen jetzt erneut unter dem Druck neuer politischer Verhältnisse: 1879 werden die Turnvereine verboten.
1884
Trotz des Verbots verschwanden die turnerischen Ideale nicht, und nach seiner Aufhebung entsteht der „Turnverein 1884 Obertshausen“. Verantwortlich dafür sind neben den „alten“ Turnbrüdern vor allem deren Söhne und Enkel.
1890
Sechs Jahre nach seiner Gründung hat der Verein 54 Mitglieder und 12 Zöglinge. In den folgen Jahren profitiert er von der zunehmenden Einwohnerzahl der Gemeinde.
1899
Man übernimmt die Organisation des Gauturnfestes des Gaues Offenbach-Hanau. Die Veranstaltung verläuft gut, und es entsteht ein zweiter Verein, die Turngesellschaft Obertshausen. Diese schließt sich dem Turngau Maingau an.
Ab 1900
Nach dem Erfolg des Turnfestes beginnt ein reges turnerisches Leben. Ein eigener Platz wird gekauft, neben dem Volks- praktiziert man immer mehr auch das Geräteturnen. Regelmäßig werden die Vorturnerstunden des Gaues besucht und praktische Erfahrungen ausgetauscht. Wettkämpfer nehmen an den verschiedenen Turnfesten teil, zum Beispiel auf dem Feldberg und der Wasserkuppe. Um diese Aktivitäten zu bestreiten, müssen die Beteiligten materielle und finanzielle Opfer bringen, die ohne einen gewissen Idealismus nicht möglich sind. Trotzdem hat der Verein einen Zuwachs von Jungturner und Mitgliedern zu verzeichnen.
1912
Erneut übernimmt man in diesem Jahr das Gauturnfest. Dieses wird zwar von ungünstigem Wetter beeinflusst, aber trotzdem sowohl in turnerischer als auch in finanzieller Hinsicht zufrieden stellend abgeschlossen.
1914-1918
Der erste Weltkrieg führt zu einem großen Verlust in den Reihen der aktiven Turner und Mitglieder.
1919-1920
Nach Ende des Krieges steht man vor der schwierigen Aufgabe, das mühselig aufgebaute turnerisches Leben wieder neu zu gestalten. Außerdem steht die Idee im Raum, beide Obertshausener Vereine zu einem zusammenzuschließen.
1923-1924
Nach längeren Verhandlungen gelingt der Zusammenschluss. In einer gemeinsamen Generalversammlung bekennt man sich übereinstimmend zur alten Tradition und wählt den Namen „Turngemeinde Obertshausen“.
1925
Der Zusammenschluss findet in den Turnerkreisen große Anerkennung, und so bekommt der Verein zum dritten Mal das Gauturnfest zugesprochen, das zudem mit dem fünfzigjährigen Jubiläum des Gaues Offenbach-Hanau verbunden ist. Auch diesmal verläuft die Veranstaltung turnerisch zufrieden stellend, was den Erfolg der Fusion beider Vereine nochmals bestätigt.
1928-1945
1928 wird Karl Lack beim Deutschen Turnfest in Köln der erste Deutsche Turnfestsieger aus den Reihen der Turngemeinde. Bis zu den 30er Jahren existiert eine stattliche Zahl aktiver Turner in allen Sparten. Danach sorgen erneut die politischen Verhältnisse für einen Einschnitt. Nach dem zweiten Weltkrieg sind noch mehr Opfer unter den Mitglieder zu verzeichnen als 1918.
Ab 1945
Schneller als gedacht finden sich wieder Sportler unter dem Ehrenturnwart Frank Kurth zusammen, und mit einer kleinen Gruppe aktiver Turner werden die alten Ziele des Vereins weiterverfolgt. Auch entstehen neue Abteilungen für die Turnspiele Faust-, Hand- und Korbball, die vor allem für die Jugend gedacht sind.
1948-1950
Für die neuen Tätigkeiten reichen die Platzverhältnisse nicht aus, und deshalb plant man den Bau einer Turnhalle. Mehrere Sitzungen und eine Generalversammlung sind notwendig, dann steht der Beschluss. Ein Bauausschuss wird gebildet, und durch einen Geländeumtausch der früheren Turnplätze im Hasenwinkel kann ein Grundstück an der Heusenstammer Straße erworben werden. Die neue Halle entsteht in Zusammenarbeit von Geschäftsleuten, Handwerkern und Mitgliedern, die durch Selbsthilfe einen wichtigen Teil beitragen. Am 3. Juni 1950 wird die Halle feierlich ihrer Bestimmung übergeben. Weitere Höhepunkte dieses Jahres sind das neunzigjährige Vereinsjubiläum und die erneute Ausrichtung des Gauturnfestes. Dieses findet auf dem neuen Gelände statt und wird dank herrlichem Wetter und starker Beteiligung ein großer Erfolg.
Ab 1950
Durch die verbesserten Raumverhältnisse haben die Turnspiel-Abteilungen mehr Möglichkeiten bekommen und nutzen diese aus. Auch bei den Volks- und Geräteturnern ist ein neuer Aufschwung zu verzeichnen. 1951 initiiert Jaques Delmoutier eine Abteilung für Tischtennis.
War der Sport bis jetzt eine Domäne der Männer, so kommen jetzt verstärkt Frauen dazu. Seit 1956 spielen sie in der Tischtennis-Abteilung mit, 1962 bringt der „Turnbruder“ Lenz Lutz die Damen zum Turnen. Mit allen diesen Tätigkeiten wurde der Vorsatz erfüllt, den sich der Verein zum 100. Jubiläum gegeben hatte, nämlich dem immer größer werdenden Wunsch nach sportlicher Betätigung in Obertshausen Rechnung zu tragen.
1975-1976
Je mehr Menschen sich dem Sport zuwenden, desto lauter wird der Ruf nach neuen Sportarten. Immer neue Abteilungen entstehen: Gymnastik und Leichtathletik (1972) für Frauen, Sportabzeichen (1967) und Jazz- Gymnastik (1975). Erneut hat der Verein ein Platzproblem. Der Magistrat der Stadt kommt ihm entgegen: Am Waldschwimmbad wird eine moderne Großsporthalle gebaut, die TGO zieht um und verkauft das alte Gelände und die Halle an die Stadt. Mit der Handballabteilung entsteht eine weitere Sparte im Sportangebot. Außerdem erhalten die Leichtathleten durch den Bau des Sportzentrums gute Trainingsmöglichkeiten.
1979-1983
Die Popularität des Skilaufens führt 1979 zur Gründung einer Abteilung, die durch gezielte Gymnastik auf den eigentlichen Sport vorbereiten soll. 1981 entsteht eine Badmintonabteilung, zwei Jahre später kommt Schwimmen dazu.
2006-2007
Nachdem das bisher genutzte Gebäude der Schließung des Waldbades zum Opfer fällt und abgerissen wird, erfüllt sich für die TGO ein lang gehegter Traum: Ein eigenes Vereinsheim! Auf einem Grundstück an der Badstraße entsteht ein von Vereinsmitglied und Architekt Martin Radtke geplantes Multifunktionshaus, das sowohl für sportliche Aktivitäten als auch für Feierlichkeiten und Verwaltungsarbeiten genutzt werden kann. Mit einem großen Fest wird am 26. August 2007 die Einweihung gefeiert.
2010
Mit akademischer Feier, Kindernachmittag, Festabend und Frühschoppen feiert die TGO vom 27. bis zum 28. August im großen Festzelt ihr 150jähriges Bestehen.
2015
Der Verein bietet inzwischen viele neue Sportarten. Unter anderem hat sich eine Boogie Woogie-Abteilung etabliert, und mit der Gründung einer Fitnessabteilung werden Angebote wie Zumba, Step Aerobic und Yoga aufgenommen. All dies beschert der TGO eine Mitgliederzahl von etwa 1000 Personen.